Travel Diary West Papua, Indonesia <<back
13.12.2004 01:07:11 AM - nic
Indonesia-West Papua-DSCF7381.JPG   Die Gummizeit

Man weiss ja das wir es in der Schweiz sehr genau nehmen mit der Zeit. Das ist ausnahmsweise nicht nur ein Klische. Daraus waechst auch das Bewusstsein dass es an anderen Orten auf der Welt nicht so ist. Das festzustellen und das zu verinnerlichen hingegen sind zwei ganz verschiedene Sachen. Immer und immer wieder eckt man an im Versuch von den Leuten eine Zeitangabe zu bekommen. Da bringt es auch nichts wenn man diese Zahlen schwarz auf weiss gedruckt in einem Zeitplan erhaelt. Langsam erst lernen wir mit diesem voellig anderen Takt der Zeit umzugehen.

Da waren wir zum Beispiel die letzten zwei Tage an einem woechentlichen Festival wo sich die Leute der verschiedenen Regionen von West Papua (Indonesien) treffen um gegenseitig Kunst und Kultur auszutauschen. Um zu koordinieren welche Zeiten an welchen Tagen fuer uns interessant sind wollten wir wissen wann die verschiedenen Aktivitaeten wie Tanzen, Singen, Malen, Theater usw statt finden. Da niemand dies niemand so genau wusste und es auch niemanden so genau interessierte, waren wir uebergluecklich als wir von einem Organisator die komplette Kopie des Zeitplanes erhielten.
Diese Euphorie legte sich aber schnell wieder als wir feststellen mussten, dass das Programm dann doch erst zwei Stunden spaeter anfing und gemixt wurde mit dem Programm das eigentlich anschliessend kommen sollte. Konsequent entledigten wir uns wieder dieses Planes und tadelten uns weil wir uns einmal mehr unserer schwer abzulegenden schweizer Mentalitaet ertappt hatten.
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Indonesia-West Papua-DSCF7496.JPG   In Papua gibt es aus fuer uns unerklaerlichen Gruenden sehr viele Albinos, die fallen natuerlich gleich stark auf wie wir...
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Im Herzen von West Papua

Das Baliem Valley ist ein Taal im Zentrum von West Papua eingebettet in eine Bergkette mit einer Hoehe von bis zu ueber 5000 Meter. Der einzige Ort in Suedostasien wo es manchmal sogar schneit! Das Taal selber ist jedoch auf "nur" 1500 Meter, was auch schon zu einer eher kalten Nacht fuehrt. Dichter Urwald umgibt das ganze Gebiet, so dass auch keine Strassen hier hin fuehren. Man erreicht Wamena, die Hauptstadt, nur mit dem Flugzeug oder durch wochenlanges Trekken - wir entschieden uns fuers Fliegen...

Von Wamena aus nehmen wir ein Taxi, Format Minivan, faehrt los sobald sich 20 Leute reingequetsch haben (Kinder sind hierbei nur als Fuellmaterial zu sehen). Das Ziel ist Wosi. Obwohl es befahrbare Strassen sind, ist hier die Hauptfortbewegungsmethode zu Fuss, wohlgemerkt Barfuss. Es ist dabei normal beim Kreuzen mit einer entgegenkommenden Person sich die Hand zu geben und einige Worte dabei zu wechseln. Die Leute die uns hier entgegenkommen finden wir mindestens so spannend wie sie uns. Sie sehen aus als wuerden sie eben von einem Festival kommen: Vogelfederbestueckter Kopfschmuck (Solch ein Stueck wartet jetzt hier in Neuseeland in der Karantaeneabteilung im Flughafen auf uns) in allen Variationen, das Gesicht mit schwarzer Farbe bemahlt, bis zu Maennern, die als einzige Bekleidung ein Bambusrohr in jeder Moeglichen Laenge, Groesse und Form ueber ihren Penis gestuelpt tragen. Dieses Rohr wird mit einem Schnuerchen in die gewuenschte Position gebracht: Von am Oberkoerper anliegend bis zu 45 Grad davon abstehend. Die Frauen tragen oftmals selbstgehaeckelte Netztaschen am Ruecken haegend um die Stirn. Einmal sind uns ca. zehn Frauen entgegengekommen, allesamt die ganzen Gesichter mit goldbraunfarbener Erde ueberzogen; Sie sind auf dem Weg an eine Beerdigungszeremonie.

Man ist nie alleine unterwegs, entweder trifft man gesellige Weggenossen oder dann hat es immer irgendwelche Jugendlichen, die uns mit einer faszinierden Ausdauer folgen und anstarren. Zum Teil folgen sie uns bis zu zwei Stunden, es gibt ja sonst nichts zu tun.

Wosi ist ein kleines Oertchen mit ca. 20 Haeusern bestehend aus einer runden Holzkonstruktion, mit einem Strohdach, das fast bis auf den Boden reicht: Wilkommen in SChlumpfhausen!

Wir treffen die Gemeinde gerade beim Verlassen des Sonntagsgottesdienstes an. In unserem Guide haben wir gelesen das eine Uebernachtung Vielerorts moeglich sei. Dank unserem sehr Basic-Indonesia, das wir uns in den bereits zwei Monaten Indonesien angeeignet haben, ist eine Konversation moeglich. Unterkunft sei ok! Und ob es hier irgendwelche Essstaende oder Restaurants gebe? Nein, aber wir koennen mit ihnen essen und auch gekochtes Trinkwasser haben sie. Wie es scheint sind wir gerade rechtzeitig zum Mittagessen gekommen. Die Frauen leeren ein ausgedientes Oelfass (ohne Deckel und Boden), welches lageweise mit heissen Steinen, dann Stroh, dann Gemuese gefuellt ist (Diese Steine wurden zuvor in einem Feuer heiss gemacht und so gaart dann alles fuer ca. eine Stunde). Zum Vorschein kommen Suesskartoffeln, Maiskolben, Kohl und ein weiteres unidentifizierbares Gruenzeug. Die Suesskartoffeln "Umi" sind ihre Hauptnahrungsmittel und diese gibts Morgens, Mittags und Abends! Es gibt sie weiss und gelb (etwas suesser). Hier wird noch gekocht wie vor tausende Jahren! Sie wurden von Missionaren zum Christentum bekehrt, aber gewisse Traditionen, so scheint es, lassen sie sich nicht nehmen. Zum Nachtessen werden wir in ein laengliches Strohdachhaus eingeladen, welches im Innern mit Stroh ausgelegt ist und in der Mitte, etwas in die Erde vertieft, brennt ein Feuer, das die ungemuetliche Abendkaelte fernhaelt. Hier sitzten alle Generationen zusammen und wir diskutieren ueber Gott und die Welt. Ein Junge, der schon in die hoehere Schule geht, erzaehlen sie uns zum Beispiel, geht dort in die Schule wo wir heute losmarschiert sind: drei Stunden ein Weg!

Am naechsten Morgen verabschieden wir uns von Benny und seiner Familie, geben ihnen einen Beitrag fuer ihre Unkosten, und machen uns wieder auf den Weg. Das Ziel heisst Pummo. Wir landen aus unerfindlichen Gruenden aber in Manda, wo wir uns dann spontan in Taxi ins Wolo Vallely quetschen, ein kleines Seitentaal vom Baliem Valley.

Wenn ich jetzt, zurueck in unserem Hotelzimmer in Wamena, zurueckdenke, kann ich es nur schwer fassen, ddass diese so herzlichen und liebenswuerdigen Menschen und ihre Art zu leben tatsaechlich in unserer Zeit noch existieren koennen und allen modernen Einfluessen (abgesehen von westlichen Kleidern) trotzen. Wir haben uns fuer einige Tage in die moderne Steinzeit katapultiert und das hinterlaesst bleibende Eindruecke.
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Indonesia-West Papua-DSCF7681.JPG   Alltagsbemalung - erstaunlicherweise laufen hier die Leute wirklich noch so herum, nicht nur fuer Festivals...
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Indonesia-West Papua-DSCF7705.JPG   Unten sieht man die Kochart im "Oelfass" mit heissen Steinen. Links das Endprodukt Sweet Potatos und Maiskolben: Schmeckt gut.
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Hart sind die Naechte hier!   Indonesia-West Papua-DSCF7736.JPG
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Indonesia-West Papua-DSCF7759.JPG   Die Post von Schlumpfhausen - kann das wirklich funktionieren?
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Unten Links - Erster Schritt: Steine erhitzen.
Unten Rechts - Zweiter Schritt: Eine Lage heisse Steine, eine Lage Gemuese aufeinanderschichten.
Rechts - Dritter Schritt: Alles gut verschnueren und einige Stunden "kochen" lassen.
Letzter Schritt: Fertig! Essen!
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Schockmomente

Wer kennt das nicht: Das Wasserwerk stellt fuer einige Stunden das Wasser ab. Wenn man anschliessend den Wasserhahn oeffnet kommt zuerst rostbraunes Wasser daher. So aehnlich ist das Syndrom auch bei Dehydration (Austrocknung des Koerpers).
Beim Urinieren musst ich ploetzlich feststellen das weder die Farbe noch die Konsistenz dem Originalzustand entsprachen. Mit Stichem im Unterkoerper und grippeartigen Schwaechegefuehlen machte mir mein Koerper zusaetzlich bewusst, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Nachdem ich bereits den Parasit Girdiasis (Erreger von Durchfall) nach ca. dreiwoechiger Ratlosigkeit (Die Sydrome verschwinden u7#ch ¶?c?Ì t]??Q????À8  >  ?%Û! mit einem auf diesen Virus spezifiziertem Antibiotikum erfolgreich getoeted habe, bin ich mit Selbstdiagnosen mutiger.
In diesem Fall erzaehlte mit Nicole sie haette sowas gelesen im Zusammenhang mit Dehydration. Also heisst die Antwort in diesem Fall: Trinken! Das hat dann mit etwas Geduld tatsaechlich alles wieder normalisiert...

Oftmals sind unberuhigende Symptome beim Reisen auch nur ein Anzeichen des Koerpers fuer totale Ueberanstregung. Es hilft oftmals wenn man in solchen Momenten eine Pause von einigen Tagen einlegt und dem Koerper seine geforderte Ruhe goennt.
13.12.2004 01:34:49 AM - nic
Mobile Pumpstation   Indonesia-West Papua-DSCF7941.JPG
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